Securpharm in der Apotheken-Praxis
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Interview mit Dr. Christian Gerninghaus, Sonnenapotheke Schlitz
Was kommt, was bleibt? Wie gehen Apotheker mit dem Thema Securpharm um? Welche Rolle spielt dabei ein Kommissioniersystem?
Securpharm ist in aller Mund. Wie wirkt sich die neue Richtlinie auf die Prozesse in der Apotheke aus. Bin ich dem Mehraufwand gewachsen? Welche Vorteile birgt das System für die Apotheke? Wir sprachen zu dem Thema mit Herrn Dr. Gerninghaus. Er führt gemeinsam mit seiner Frau drei Apotheken in Hessen und sieht dem 9. Februar entspannt entgegen.
Wie haben Sie und Ihr Team sich auf den 09.02. vorbereitet? Was erwarten Sie am Stichtag?
Dr. Gerninghaus: Im Grunde genommen haben wir uns nicht großartig vorbereitet. Es wurden ein paar alte Scanner ersetzt und unsere Warenwirtschaft auf eine neue Software upgedatet. Mein Rowa Automat ist ja bereits mit dem richtigen Scanner ausgestattet. Was jetzt noch fehlt,ist die Schnittstelle für die Kommunikation zwischen Automat und Warenwirtschaft. Wobei das nicht essentiell für den Prozess ist, aber deutliche Vorteile bietet.
Aber vom Prinzip, sehe ich dem 09.02. entspannt entgegen. Im Grunde sind ja alle Packungen, die aktuell im System sind bzw. bis zum Stichtag produziert werden, im System freigegeben. Spannend wird es erst mit den neuen Packungen, aber auch hier sehe ich wenig Grund zur Sorge. Mit einer Übergangsfrist von fünf Jahren ist man hier auf der sicheren Seite. Ich sehe aus diesem Grund auch keinen Grund für vermehrte Retouren an den Großhandel.
Viele Apotheken sehen einen deutlichen Mehraufwand auf sich zukommen. Wie schätzen Sie die Veränderungen in Bezug auf die Prozesse in der Apotheke ein?
Ich denke, man muss hier unterschieden zwischen Apotheken mit und ohne Automaten. Apotheken mit einem Automaten haben aus meiner Sicht deutliche Vorteile, was das zukünftige Handling betrifft. Durch das Scannen der Packungen bei der Einlagerung kann ein vorgelagerter Sicherheitscheck bereits beim Wareneingang durchgeführt werden. Gesetzlich vorgeschrieben sind der Sicherheitscheck und die Ausbuchung erst bei der Abgabe an den Kunden. Das erledigt zukünftig mein Automat im Zusammenspiel mit meine Warenwirtschaft ganz von alleine. Da alle Daten zu den angeforderten Packungen bekannt sind.
Apotheken ohne Automat scannen die Packung erstmalig manuell bei der Abgabe an den Kunden durch. Das kann dann schon mal zu Verzögerungen kommen. Laut diverser Hochrechnungen im Netz, kann dieser Prozess – Code suchen, abscannen, auf Freigabe warten – dann schon mal bis zu 5 Sekunden in Anspruch nehmen. Ich sehe hier zwar keine Szenarien von langen Schlangen vor dem HV, aber der manuelle Aufwand ist objektiv betrachtet deutlich höher.
Hat die neue Regelung aus Ihrer Sicht auch Vorteile? Wie sieht es mit der Rolle des Apothekers aus?
Sicherlich hat die neue Gesetzgebung mit einem zunehmenden Onlinehandel und der Internationalisierung der Märkte ihre Berechtigung. Da die Quote der Arzneimittelfälschungen in Deutschland aktuell im Promillebereich liegt, denke ich, dass es hierzulande vermutlich weniger Probleme damit geben wird. Die Rolle des Apothekers ist sicherlich wichtig, aber sagen wir mal, nicht kriegsentscheidend.
Die Einführung des Datamatrix Codes bringt aber aus meiner Sicht noch ganz andere Vorteile mit sich. Durch die Möglichkeit der automatischen Erfassung der im Code enthaltenen Informationen, vereinfacht sich die Lagerpflege und Qualitätssicherung für mich deutlich. So wird zukünftig das echte Verfallsdatum beim Scan am Automat aus dem 2D-Code ausgelesen und gespeichert. Bisher haben wir immer mit einem fiktiven Verfallsdatum gearbeitet oder manuell ein Datum eingeben. Auch die Chargenverfolgung bei Rückrufen wird zukünftig einfacher sein. Insofern ist meine aktuelle Bilanz zum Thema FMD positiv.
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